15 Jun Farewell für AIBO
Zeremonien für verstorbene Roboter-Hunde? In Japan gibt es bekanntlich einige schräge Dinge. Doch was für europäische Gemüter wie ein Scherz anmutet, hat durchaus seine Bewandtnis. Denn der AIBO-Roboter, mit dem Sony um die Jahrtausendwende für Furore sorgte, ist mehr als nur ein Spielzeug. Er berührt auf emotionaler Ebene – und gehört nach seinem Abscheiden ganz gewiss nicht in den Mülleimer.
Roboter sind im Film eher sonderbare Wesen. Sie haben Augen, Nase und Beine wie C-3PO aus Star Wars (1977) oder der Maschinenmensch Maria aus Fritz Langs Stummfilmklassiker Metropolis (1926). An anderer Stelle treten sie lediglich als Kamera in Erscheinung wie der hinterlistige Roboter HAL 9000 aus Stanley Kubricks 2001 – Odyssee im Weltraum (1968). So realitätsfern diese Maschinen selbst aus heutiger Sicht wirken: Roboter haben längst den Weg in unseren Alltag gefunden, ob als automatische Rasenmäher, intelligente Steuerungsgeräte wie Amazons Echo und Apples Siri – oder in Form von possierlichen Haustieren.
Ein Modell, das seiner Zeit weit voraus war, ist der 1999 vorgestellte Roboterhund AIBO von Sony. Das Kürzel steht für „Artificial Intelligence Robot“. Im Japanischen bedeutet Aibo aber auch Kamerad oder Freund. Und genau diese Rolle hat der vom japanischen Designer Hajime Sorayama entwickelte Roboter tatsächlich erfüllt. Er kann die Bewegungen und Verhaltensmuster realer Hunde simulieren. Er reagiert auf äußere Reize und handelt nach eigenem Urteil. Er ist lernfähig und lässt sich trainieren. Und mithilfe einer Open-Source-Software kann sogar die Persönlichkeit des elektronischen Haustieres nach den persönlichen Vorlieben ihrer Besitzer programmiert werden.
Insgesamt 60 Gesten und Gefühle sind von der letzten AIBO-Generation abrufbar. Kein Wunder also, dass die Roboter von ihren Besitzern keineswegs nur als Spielzeuge angesehen werden, sondern vielmehr als wirkliche Gefährten. Das vermeintliche Technik-Gimmick, das in die ständige Sammlung des New Yorker Museum of Modern Art aufgenommen wurde und damit auch den offiziellen Ritterschlag des Designs erhielt, berührt auf hoch emotionaler Ebene, fast so, als wäre es ein lebendiges Wesen.
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